Rezension „Dallmayr“-Saga von Lisa Graf

Heute stelle ich euch endlich zwei Bücher vor, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Es handelt sich um Band 1 und 2 der Dallmayr-Saga von Lisa Graf, erschienen im Penguin Verlag. Historische Romane aus der Gründerzeit in München und lose auf den Fakten des weltberühmten Delikatessengeschäfts Dallmayr und seiner Geschichte basierend.

Band 1 – Der Traum vom schönen Leben

Band 1 beginnt im Jahre 1897. Anton und Therese Randlkofer führen das Feinkostgeschäft Dallmayr in der Dienerstraße in München gemeinsam. Hier kaufen die, die es sich leisten können, exotische Lebensmittel und gießen das Sortiment an Kaffee, Schokolade und Früchten, während der Rest der Münchner sich die Nasen an den Schaufensterscheiben plattdrückt, um zumindest einen Blick auf die Leckereien zu erhaschen.

Als Anton schwer krank wird und schließlich stirbt, steht Therese als Frau mit dem Geschäft und ihren drei Kindern alleine da. Doch Therese ist eine entschlossene und mutige Geschäftsfrau. Sie übernimmt das Regiment und führt das Geschäft mit strenger, aber weiser Hand. Dies missfällt nicht zuletzt ihrem Schwager Max Randlkofer, der sich nach dem Tod seines Bruders Hoffnung auf das exquisite Ladengeschäft gemacht hatte.

Im ersten Band begleiten wir die Familie Randlkofer bis ins Jahr 1905. Zusammen mit dem ältesten Sohn Hermann reisen wir ins ferne Hamburg und von dort gar mit dem Schiff auf die Kanarischen Inseln, wo er Kontakte zu Bananenplantagen-Besitzern knüpft. Die Autorin lässt eine längst vergessene Ära detailreich und versiert vor unseren Augen wieder auferstehen. Ihre Figuren sind glaubhaft und mit Ecken und Kanten versehen.

Leider springt die Perspektive sehr stark und oftmals wird erst nach einigen Absätzen klar, in wessen Sicht wir uns gerade befinden. Auch Raum und Zeit springen stark. Auf der einen Seite haben manche Abschnitten durchaus ihre Längen, andere Zeiträume werden dafür komplett übersprungen. Dadurch bleibt der Abstand zu den Figuren durchwegs bestehen. Ein echtes „Hineinziehen“ und „Mitfühlen und -leiden“ gelingt Lisa Graf leider nicht.

Alles in allem war der Lesespaß im ersten Band trotzdem gegeben. Es ist mehr eine Geschichtsstunde, als eine mitreißende Familiensaga, dennoch eine klare Lesempfehlung!

Band 2 – Der Glanz einer neuen Ära

Band 2 beginnt im Jahr 1905. Therese ist immer noch die Patronin des Dallmayr, doch inzwischen erhält sie tatkräftige Unterstützung durch ihre erwachsenen Kinder. Sohn Hermann ist von seinen ausschweifenden Reisen zurück und hat eine Gefährtin mitgebracht. Elsa, die schon immer unkonventionell war, lebt allein in der Schweiz und verdient sich ihren Lebensunterhalt in einer Kanzlei. Der Jüngste, Paul, weilt in Wiesbaden, wo er eine Lehre macht.

Dieses Mal führt uns Lisa Graf bis in die Zwanziger Jahre und damit durch ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte: den ersten Weltkrieg. Keine gute Zeit für Delikatessen aus aller Welt. Wieder muss sich die Familie Randlkofer gegen interne und vor allen Dingen externe Widersacher durchsetzen.

Was sich im ersten Band bereits angedeutet hat, zieht sich im zweiten Band leider komplett durch: Die Autorin legt großen Wert auf historische Details und ein zeitgemäßes Ambiente, dabei bleiben die Figuren und ihre Beziehungen zueinander leider zunehmend auf der Strecke. Lange Passagen am Anfang des Buchs machen das Lesen mühsam, gegen Ende kommt durch den Kriegsausbruch doch noch Spannung auf, doch dann hetzt die Geschichte durch die Jahre. Mehr als ein paar Schlaglichter auf diese schreckliche Zeit gelingen der Autorin leider nicht.

Wenn man Band 1 gelesen hat, möchte man natürlich wissen, wie es weitergeht mit dem Dallmayr und wie die Familie sich durch die Krise rettet. Deshalb, und weil die historischen Settings wirklich gut recherchiert sind, bekommt auch Band 2 eine Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht von Veronika Lackerbauer

Autorin von Romanen und Kurzgeschichten in den Bereichen Fantasy, Krimi und Historisch, Bloggerin und Weltenbummlerin in realen und fiktiven Welten.

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